Workshop Pharmazeutische Praxis / Teil 1 - PhiPs
„Mehr Wirksamkeit, weniger Risiken: Genderaspekte im Medikationsmanagement“

Termin	07.03.2026
Zeiten	09:00 - 11:30
Ort	online
Referenten	Dr. Dirk Keiner

Beschreibung

„Mehr Wirksamkeit, weniger Risiken: Genderaspekte im Medikationsmanagement“

Seit den 1990er Jahren befasst sich die geschlechtersensible Medizin mit dem Einfluss von Sex (biologisches Geschlecht) und Gender (soziokulturelle Faktoren) auf Gesundheit und Krankheit. Das ist für eine personalisierte Prävention sowie Pharmakotherapie sehr wichtig.
Genderunterschiede bestehen u.a. in der Pharmakokinetik und -dynamik, Toxikologie, Lebensqualitätsbewertung, Symptompräsentation von Erkrankungen sowie der nachhaltigen Nutzung von gesundheitsbezogenen Ressourcen.
Leider haben die Mehrzahl der epidemiologischen Studien mögliche geschlechtsspezifische Unterschiede in der Reaktion der Patienten auf Medikamente übersehen. Es verwundert daher auch nicht, dass klinische Leitlinien kaum geschlechtssensitive Versorgungsaspekte enthalten. Eine Analyse von 325 europäischen Leitlinien aus zehn Fachgebieten (2012–2022) mit über 14.000 Empfehlungen ergab, dass zwar 74 % der Leitlinien geschlechtsbezogene Begriffe enthielten, jedoch nur 4,7 % der Empfehlungen sich dann tatsächlich mit diesen Aspekten befassten – meist im Zusammenhang mit Reproduktion, Gynäkologie oder Urologie. Besonders deutlich wird dies in der Kardiologie: Trotz ihrer hohen Relevanz etwa bei Herzinfarkt oder Vorhofflimmern befassen sich nur 1,6 % der Empfehlungen mit geschlechtsübergreifenden Aspekten. Noch niedriger lagen die Werte in der Gastroenterologie (0,4%) und Onkologie (0,4%) (Naghipour et al., 2025).
Es ist von entscheidender Bedeutung für die Pharmakologie, das Geschlecht präklinisch (Tier) und klinisch zu berücksichtigen, um die Sicherheit, Wirkung und Verträglichkeit von Medikamenten zu bestimmen. Das Patientengeschlecht stellt aber auch einen wichtigen Faktor im Medikationsmanagement, bei pharmazeutischen Dienstleistungen sowie der Pharmakovigilanz dar. Anhand von verschiedenen Erkrankungen wird die Evidenz für geschlechtersensible Managementstrategien aufgezeigt.

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